Der Serienmord als langweilige Kunst betrachtet

Ein ungeklärter Todesfall vor sechs Jahren, ein recht frischer vor wenigen Wochen – bei beiden ist unklar, ob es sich um Selbstmord, unglücklichen Unfall oder Mord handelte. Der versierten Leserschaft ist sofort klar: Mord, in beiden Fällen, und beide hängen zusammen. Ebenfalls für die Leser eindeutig: Hier ist ein Serienmörder am Werk, mit zwei Toten ist es nicht getan. Dass man der ermittelnden DCI Hannah Scarlett so weit voraus ist, ist okay, so funktioniert das Genre. Es ist halt vorhersehbar. Manchmal mehr, manchmal weniger. Bei diesem Buch eher mehr. Das Geschehen dümpelt lange vor sich hin im neblig-verregneten Lake District, bis dann plötzlich die Ahnungen sich über DCI Scarlett ausschütten wie Hagelschauer, und sie erkennt nun mit einem Mal Motive, Tathergänge, Verbindungen. Gerade noch rechtzeitig, um einen ihr nahestehenden Menschen zu retten und das Buch bei einem verträglichen Umfang zu belassen.

Dabei ist er gar nicht ganz schlecht, dieser Krimi von Martin Edwards – schon der vierte in dessen Lake-District-Krimireihe. Aber halt auch nicht gut. Durchschnitt mit Ambitionen: Die Nennung von Buchtiteln täuscht literarische Bezüge an, und – klar: Lake District – das Glaubensbekenntnis aller Serienmördererfinder soll das Ganze auf eine ästhetische Ebene hieven: Thomas De Quinceys Essay »Der Mord als schöne Kunst betrachtet« gibt als leise dudelnde Hintergrundmusik den Grundton an und die Richtung vor, hat aber leider keinen Einfluss auf das Niveau. Macht aber auch nichts: Das Buch ist so schnell gelesen wie vergessen.

Kirsten Reimers

Martin Edwards: Zu Staub und Asche
(The Serpent Pool, 2010)
Aus dem Englischen von Ulrike Werner
Köln: Bastei Lübbe 2011
Tb., 381 Seiten, 7,99 Euro
ISBN 978-3-404-16556-8
auch erhältlich als eBook (hier klicken)

Diese Besprechung ist erstmals
erschienen im Crimemag.