Ein brutaler Mord in der Wüste nah der texanisch-mexikanischen Grenze, ein FBI-Agent, der wegen seines Wissens über Predator-Drohnen gekidnappt wurde und an ein Drogenkartell oder Al-Kaida verkauft werden soll, dazu mindestens ein psychopathischer Mörder, ein eiskalter russischer Pornoproduzent und mehrere Menschen, die Sheriff Hackberry Holland mit wenig angenehmen Kapiteln seiner Vergangenheit konfrontieren.
James Lee Burke fährt in »Glut und Asche« viel auf und scheut vor den großen Themen nicht zurück: Schuld und Sühne, Verzweiflung und Vergebung, Glaube und Entsetzen. Und das ist auch gut so. Sein aktueller Roman ist so eine Art Fortsetzung von »Regengötter« (Deutscher Krimipreis 2015), steht aber dennoch für sich allein. Wie schon zuvor gelingt es Burke, ein großes Szenario aufzubauen, zu schreiben wie im Breitbildformat – und zugleich die feinen, subtilen Töne zu treffen. Eine beeindruckende und fesselnde Verbindung von Western, Kriminalroman und Gesellschaftsporträt.
Eiskalter Showdown
Es hätte ein einfacher Job sein sollen: reingehen, Pokerrunde ausrauben, wieder rausgehen. Schnell, sicher, lukrativ. Für Crissa Stone, erfahrene Berufsverbrecherin, und ihre ebenso professionellen Komplizen Arbeitsalltag mit kalkulierbarem Risiko. Doch diesmal geht etwas schief: Jemand wird bei dem Überfall erschossen – ausgerechnet der Schwiegersohn eines Gangsterbosses. Dieser engagiert nun wiederum einen Killer, um Stone und ihre Kollegen auszuschalten. So sieht es zumindest auf den ersten Blick aus – doch die Lage der Dinge ist etwas komplexer. Und weit gefährlicher.
Mit Crissa Stone hat Wallace Stroby in seinem Roman »Kalter Schuss ins Herz« eine für Kriminalromane ungewöhnliche Figur geschaffen: Sie ist konsequent, eigenständig und selbstbestimmt, sie kann sich effektiv verteidigen und für sich selbst sorgen, ist aber keine zynische Einzelgängerin: Sie geht Bindungen ein und wird dadurch verletzlich. Gerade dies ist ihre große Stärke.
Lakonisch und ohne Umschweife erzählt, stilsicher von Alf Mayer übersetzt, ist »Kalter Schuss ins Herz« ein beeindruckender, spannungsreicher Krimi, der in Plot wie Figurenzeichnung überrascht und überzeugt.
Monster gebären Monster
Als Kind wurde Red Dock gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder in ein katholisches Waisenhaus gebracht – als Erwachsener rächt er sich perfide dafür. Sein Plan ist dunkel, heimtückisch komplex, auf lange Sicht ausgelegt und gut durchdacht. Was er jedoch nicht erwartet hat: Ein phantasiebegabter Serienkiller kreuzt seinen Weg – in mehr als einer Hinsicht.
Seamus Smyth’ Roman »Spielarten der Rache« ist eine wütende und düstere Anklage eines unmenschlichen Systems: Über Jahrzehnte hinweg misshandelten und missbrauchten katholische Mönche und Nonnen in Irland die ihnen anvertrauten Waisenkinder. Die Gesellschaft verschloss bewusst die Augen davor und begünstigte die Grausamkeiten durch Normen und Tabus. Erst seit den neunziger Jahren wird dies aufgearbeitet.
Smyths Protagonisten – der Roman ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben – sind das Ergebnis der Misshandlungen: zerstörte Seelen, besessen von Rache. Doch bei aller Wut und Schonungslosigkeit schreibt Smyth mit Selbstironie und makabrer Komik. Und das ist auch gut so.
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James Lee Burke: Glut und Asche
(Feast Day of Fools, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Daniel Müller
Heyne Hardcore 2015
kart., 699 Seiten, 17,99 Euro
ISBN 978-3-453-67680-0
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Wallace Stroby: Kalter Schuss ins Herz
(Cold Shot to the Heart, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Alf Mayer
Pendragon 2015
kart, 351 Seiten, 15,99 Euro
ISBN: 978-3-86532-487-0
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Seamus Smyth: Spielarten der Rache
(Red Dock, 2010)
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller
Pulp Master 2015
kart., 267 Seiten, 14,80 Euro
ISBN 978-3-927734-61-6
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Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in der
Frankfurter Neuen Presse