Ein Mammut in Alaska? Ende des 19. Jahrhundert? Ein Brontosaurier im afrikanischen Dschungel, nur wenige Jahr zuvor? Und dann ist da noch das hartnäckige Gerücht, dass im geheimen Tunnelsystem – von dem gar nicht klar ist, ob es tatsächlich existiert – unter der Grenzstadt Mexicali ein chinesischer Drache gehalten wird. Abenteurer, Spione, Trickbetrüger, Großwildjäger, besessene Museumsdirektoren – sie alle sind in Bernardo Fernández Roman mit an Fanatismus grenzender Leidenschaft auf der Suche nach Geld, nach Ruhm, nach dem Fabelwesen oder einfach nach Sicherheit. An der Grenze zwischen den USA und Mexiko, im kleinen Städtchen Mexicali treffen die Erzählstränge, die Suchen und Fluchten zusammen. Für manchen endet es in einer Katastrophe.
Fernández mixt gekonnt Elemente des Abenteuer- und des Fantasy-Romans mit denen des Westerns (Woher kommt eigentlich derzeit diese Neigung zum Western mit starken Mädchenfiguren?). Eingestreute historische Personen und Ereignisse verwischen die Grenze zwischen Realität und Fiktion, und die Gleichzeitigkeit des Unmöglichen mit dem Selbstverständlichen gibt dem Roman etwas Poetisches. Unterstrichen wird dies durch die Erzählung aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichen Haltungen. Spannend, ungewöhnlich und am Ende ziemlich blutig.
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Bernardo Fernández: Das Auge des Drachen
(Ojos de lagarto, 2009)
Aus dem Mexikanischen von Petra Strien
Berlin: Suhrkamp Nova 2011
272 Seiten, 12,95 Euro
ISBN: 978-3-518-46214-0
Diese Besprechung ist erstmals erschienen im Crimemag.