»Entfernte Verwandte« ist das vierte Buch von Matti Rönkä, das nun auf Deutsch erschienen ist. Wiederum ist die Hauptfigur der Russland-Finne Viktor Kärppä mit dem höchst durchwachsenen Lebenslauf. Seit einer Weile versucht Kärppä, seinen Lebensunterhalt halbwegs legal zu verdienen, was angesichts der angespannten Wirtschaftslage und der unterschwelligen Ressentiments gegen oststämmige Menschen nicht ganz einfach ist. Kärppäs Situation entspannt sich nicht gerade, als in einer seiner Wohnungen – die er unter der Hand an einen undurchsichtigen Russen vermietet hat, der dort mehrere osteuropäische Prostituierte untergebracht hat – große Mengen an Drogen auftauchen. Zusätzlich verschwindet ein entfernter Verwandter, und dessen Ehefrau bittet Kärppä, sich nach ihm umzusehen.
Drogenhandel, Prostitution, Schwarzarbeit, Korruption und Menschenhandel – und die alten Ostblockstaaten als billiges Menschenwarenlager, ob nun für Sexarbeit oder für die Baubranche. Matti Rönkä schildert das alles andere als pädagogisch wertvoll: Sehr lakonisch, ohne größere Schnörkel erzählt er kraftvoll und mit dünn gesätem, dafür aber äußerst treffenden Witz. Seine Hauptfigur ist ein halbwegs sympathischer Nicht-Held, der von moralischen Skrupeln kaum angeknabbert ist. Der einzige Grund, warum Kärppä nicht mehr in allzu viele illegale Sachen hineingezogen werden möchte, ist seine Freundin: Wenn die mitbekäme, dass er immer noch krumme Dinger dreht, gäbe es richtig Ärger.
»Entfernte Verwandte« ist nicht spektakulär, im Prinzip geschieht auch nichts sonderlich Aufregendes, aber das, was passiert, kommt auf den Punkt – intelligent, unaufdringlich, geradeaus.
Matti Rönkä: Entfernte Verwandte
(Isä, poika ja paha henki, 2008)
Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
Köln: Lübbe 2010
Tb., 253 Seiten. 12,99 Euro
ISDN 978-3-7857-6042-0
auch erhältlich als eBook (hier klicken)
Diese Besprechung ist zuerst erschienen im CrimeMag.