Kampf mit inneren Dämonen

Weniger Meta, dadurch mehr Meta

Vor 37 Jahre veröffentlichte Stephen King seinen Erfolgsroman »Shining« – nun knüpft er mit »Doctor Sleep« daran an. Im Mittelpunkt von »Doctor Sleep« steht Danny Torrance, der hellsichtige fünfjährige Junge aus »Shining«, inzwischen längst erwachsen. Wie sein Vater ist Dan Alkoholiker und neigt zu jähzornigen Ausbrüchen; der Roman zeigt seinen Absturz und den mühsamen Weg des Trockenwerdens und -bleibens. Seine Gabe, das »Shining«, ist ihm erhalten geblieben, heute nutzt er sie, um die Bewohner eines Hospizes beim Übertritt in den Tod zu begleiten. Diese Tätigkeit brachte ihm den Beinamen »Doctor Sleep« ein.

Im Mittelpunkt von Stephen Kings Roman steht weniger die Auseinandersetzung mit metaphysischen Kräften. Die gibt es auch, klar, doch sind die Horroranteile deutlich zurückgenommen. Sie bestehen aus einer Gruppe Untoter, die in Wohnmobilen durch die USA reisen, um Kinder mit der Gabe des »Shining«, der Hellsichtigkeit, zu töten und ihre Kraft, von der Gruppe als »Steam« bezeichnet, aufzusaugen. In ihr Visier gerät die 12-jährige Abra, die sich hilfesuchend an Dan Torrance wendet.

Deutlich wichtiger als der Kampf gegen äußere Bösewichte ist in »Doctor Sleep« die Auseinandersetzung mit inneren Dämonen – der Alkoholsucht, der überbordenden Wut, der Gewalt. Dadurch wird das Buch persönlicher und auch eindringlicher als Kings bisherige Romane. Der Horror hat eine vollkommen andere Dimension erhalten: die des Alltags – was den angenehmen Nebeneffekt hat, dass King diesmal nicht so arg versucht, dem Bösen eine Gestalt zu geben.

Kirsten Reimers

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Stephen King: Doctor Sleep
(Doctor Sleep, 2013)
Aus dem Amerikanischen
von Bernhard Kleinschmidt
Heyne 2013
Hc, 704 Seiten, 22,99 Euro
ISBN 978-3-453-26855-5
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