Lizzie und Evie sind die besten Freundinnen. Beide sind 13 Jahre alt, gehen in die gleiche Klasse, wohnen nebeneinander und teilen alles miteinander. Die Freundschaft ist so tief, dass Lizzie Evies Schmerzen fühlen kann. Und umgekehrt. Zwischen ihnen gibt es keine Lügen, keine Geheimnisse. Zumindest dachte Lizzie das. Bis Evie eines Tages verschwindet. Nun muss Lizzie sich eingestehen, dass ihre Freundschaft sich längst verändert hatte.
„Das Ende der Unschuld“ erzählt – konsequent aus Lizzies Sicht in Ich-Form – von Desillusionierungen und Verlusten, letztlich vom Erwachsenwerden. Zwar kehrt Evie nach einer Weile zurück, doch mit ihrem Verschwinden hat sich alles verändert: die Freundschaft der Mädchen und vor allem die Mädchen selbst. Denn die Erfahrungen, die beide in der Zwischenzeit gemacht haben, die Einblicke in das Leben hinter Fassaden und Masken, haben deutliche Spuren hinterlassen. Lizzie begreift, dass Liebe nichts mit ihren romantisch-verklärten Kleinmädchenträumen zu tun hat, sondern sehr komplex und schmerzhaft sein kann. Und dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie scheinen – oder wie Lizzie sie haben möchte. Denn sie muss erkennen, dass sie ihre Erinnerungen zurechtgebogen und verfälscht hat – ähnlich, wie sie Beweise von Evies Entführung manipuliert hat.
So naiv Lizzies Weltsicht zunächst sein mag – der Roman selbst ist alles andere als romantisch-verklärend. Abbott gelingt es, die Dissonanz zwischen Lizzies Wahrnehmung und dem tatsächlichen Geschehen unangestrengt und glaubwürdig spürbar zu machen – und die gute Übersetzung von Isabel Bogdan bewahrt dies in der deutschen Ausgabe. Abbott wirft einen feinfühligen, aber nüchtern-unverstellten Blick auf das Verhältnis von Töchtern und Vätern, auf die Sehnsüchte und Fixierungen junger Mädchen und erwachsener Männer. Das Ergebnis ist ein ebenso sensibler wie verstörender und beunruhigender Coming-of-Age-Roman.
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Megan Abbott: Das Ende der Unschuld
(The End of Everything, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Isabel Bogdan
KiWi 2012
geb., 287 Seiten, 17,99 Euro
ISBN 978-3-462-04390-7
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Diese Rezension ist zuerst erschienen im CrimeMag