Im norwegischen Bodø wird ein Mann halbtot im eiskalten Meer angekettet aufgefunden. Wenig später kann gerade noch rechtzeitig ein zweiter Mann gerettet werden, den jemand an einen Heizstrahler gefesselt hat. 300 Kilometer nördlich spült das Nordmeer jahrzehntealte Porzellanpuppen an den Strand, kurz darauf gibt es hier die erste Frauenleiche, die natürlich nicht die letzte bleibt. Und selbstverständlich hängen all diese Fälle in irgendeiner Weise zusammen. »Der Mahlstrom« (auch im Original schlicht »Mahl- strømmen«) von Frode Granhus bietet sadistische Gewalttaten in idyllischer Landschaft – und eine hanebüchene Story: schwer überkonstruiert, reichlich brutal und enorm unglaubwürdig; zudem streckenweise ziemlich schwülstig geschrieben.
Der Mahlstrom, ein Gezeitenstrom mit starken Wasserwirbel, hoch oben im Norden zwischen den norwegischen Lofoten, soll offenbar als Sinnbild für den Sog der Gewalt stehen: Gewalt zeugt Gewalt, scheint Granhus demonstrieren zu wollen, denn seine Täter waren früher Opfer, die Stafette des Sadismus wird vom Vater an den Sohn weitergereicht, gern auch mit Unterstützung des Stiefvaters oder der gefühlskalten Mutter (die wiederum ein Opfer von Gewalt ist). Auf diese Weise schafft es Granhus, über die Generationen hinweg auf 383 Seiten eine Menge sinnfreie Brutalität unterzubringen. Vor allem aber belegt Granhus eines: dass in seinem Buch Gewalt schlicht um der Gewalt willen geschildert wird – effektvoll ausgemalt und mit halbherziger Empörung angeprangert, um eine abstruse Story zusammenzuhalten.
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Frode Granhus: Der Mahlstrom
(Mahlstrømmen, 2010)
Aus dem Norwegischen von Wibke Kuhn
btb 2012
Tb., 383 Seiten, 9,99 Euro
ISBN 978-3-442-74315-5
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Diese Besprechung ist zuerst erschienen im CrimeMag.