Hoppeln statt Hetzen

Ein Mord in der norwegischen Provinz überrascht mit Komik – allerdings eher unfreiwillig

In einem Heim für sozial auffällige Jugendliche wird die Sozialarbeiterin Anne getötet. Sie hatte in der Nacht zuvor allein die Aufsicht. Und in dieser Nacht war nur ein Jugendlicher vor Ort: Per Erik. Der Fall scheint klar zu sein, schließlich gesteht auch der Junge sofort. Doch die Spuren eines Einbruchs, der entwendete Laptop der Sozialarbeiterin und verschiedene andere Dinge werfen mehr und mehr Fragen auf. Was so klar begann, wird immer verworrener.

Die rote Bemalung an den Wänden war fast verblichen.

Und die Verworrenheit umfasst gleich mehrere Ebenen. Denn nicht nur die Stränge des Verbrechens werden unübersichtlicher, auch deren Darstellung, beziehungsweise deren Übertragung ins Deutsche lässt einiges an Klarheit vermissen. Ehrlich gesagt: Ich weiß kaum, wie der Fall weitergeht. Das ist völlig untergegangen hinter dem kichernden Glucksen über Übersetzungsfehler, das sich mit Ärger über die Verstümmelung des Textes abwechselte.

Er verpasste ihm einen Kinnhaken mitten ins Gesicht.
Per Erik Henrikson steht als Posten an der Treppe, die zum Keller führt, doch er wird in sein Zimmer eingesperrt.

»Hatz«, Krimi des Jahres 2007 in Norwegen, laut Verlag ebendort gelobt wegen seines »eigenen, beinahe göttlich literarischen Stils« – hat davon im Deutschen fast nichts behalten. Manche Kapitel, gerade das erste, aber auch kurze Passagen zwischendrin sind von klarer sprachlicher Schönheit. Und dann – großer Bruch: Stilblüten neben richtigen Patzern. Das macht jedes Lesevergnügen zunichte. Ungelenk und unbeholfen wirken viele Sätze, umständliches Bürokratendeutsch windet sich neben hingeschluderten Schnodderigkeiten – da passt nur wenig zusammen. Von den wirklichen Fehlern ganz zu schweigen. (Hm, ist der mit Penetranz erwähnte »Steinzaun« womöglich doch eine kleine Mauer?)

Dieser Junge braucht Behandlung, kein Gefängnis.
Moen erwiderte rein versehentlich: »Können Sie solch eine Behauptung plausibel machen?«

Zwei Übersetzer, die nicht zueinander passten? Keine Zeit für eine wirkliche Redaktion? Die falsche Datei imprimiert? Irgendetwas ist ganz schrecklich schief gegangen – und das ist schade.

Er schlenderte (…) in Richtung des staatlichen Alkoholmonopols.

Kirsten Reimers

Jørgen Gunnerud: Hatz
Aus dem Norwegischen von
Andreas Brunstermann und Gabriele Haefs
Rotbuch Verlag 2008, Hc, 284 Seiten, 19,90 Euro
ISBN: 978-3-86789-063-2
auch erhältlich als eBook (hier klicken)