Ein Hauch von Nichts

Eli und Charlie sind die berühmt-berüchtigten Sisters-Brüder: Killer im Dienst des sogenannten Kommodore. In seinem Auftrag reiten sie nach Kalifornien, um einen Goldsucher mit dem Namen Hermann Kermit Warm umzubringen, der den Kommodore angeblich bestohlen hat. Unterwegs treffen die beiden Brüder eine Menge seltsamer Menschen und erleben eine Menge seltsamer Dinge.

Erzählt wird die Geschichte von Eli Sisters, dem grüblerischen und meist gutmütigeren der beiden Auftragsmörder. Selbst die groteskesten Dinge berichtet er mit einer naiven, etwas verplapperten Ernsthaftigkeit, was diesem Neowestern einen ironisch-distanzierten Unterton gibt, wie natürlich überhaupt mit dem Genre Western ironisch umgegangen wird.

Die Reise der beiden Brüder führt mitten hinein ins Herz einer von Gewalt, Alkohol und Gier besoffenen Welt. Es wird eine Menge Geld und Gold gewonnen und verloren, es wird ziemlich viel gesoffen und reichlich gemordet, manches ist eklig. Aber das alles ist keine große Sache, alles passiert eher en passant – abgesehen von dem Moment am Leuchtenden Fluss, der rauschhaftes Glück bedeutet und gleichzeitig den Tod bringt. Und doch bleibt nichts am Ende haften, weder bei den Brüdern noch beim Leser. Vielleicht gerade wegen der verschwatzten Beiläufigkeit von allem und jedem zerrinnt auch der Roman als Ganzes letztendlich im verplapperten Nichts.

Kirsten Reimers

Patrick deWitt: Die Sisters Brothers
(The Sisters Brothers, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay
München: Manhattan 2012
Hc, 348 Seiten, 17,99 Euro
ISBN 978-3-442-54700-5
auch erhältlich als eBook (hier klicken)

 Diese Besprechung ist zuerst erschienen im CrimeMag.